Stellungnahme von proMAR zum Artikel „CSU Main-Spessart bekräftigt Wunsch nach Ärztehaus in Marktheidenfelder Innenstadt (Main-Post)
Was veranlasst den CSU-Kreisverband, sich erneut in Belange der Stadt Marktheidenfeld einzumischen? Als Stadträte benötigen wir keine Belehrungen darüber, was in unserer Stadt gesundheitspolitisch zu tun ist, und wir lassen uns von der Kreis-CSU auch keinen Ball ins Spielfeld legen. Wer als Kreisrat in Marktheidenfeld nach Betätigung sucht, für den gibt es im eigenen Zuständigkeitsbereich, wie beispielsweise den kreiseigenen Schulen, genug zu tun.
Ein Gespräch mit dem Arzt Dr. Kromczynski als Anlass für die Pressemitteilung heranzuziehen, wirkt vorgeschoben und konstruiert. Wie soll Vertrauen geschaffen werden, wenn man sich als Stadtrat auf so durchsichtige Weise unter Druck gesetzt fühlt? Fairplay gegenüber der Stadt erfordert Verzicht auf Inszenierungen und ehrlichen Umgang mit den Geschehnissen.
Für Marktheidenfeld lesen sich die Abläufe seit dem Zentralisierungsbeschluss wie eine Litanei von gescheiterten Hoffnungen und gebrochenen Versprechungen: Kein Weiterbetrieb des Krankenhauses bis zur Eröffnung des Klinikneubaus, vorzeitige Schließung von Notaufnahme und Chirurgie, scheibchenweiser Abzug von weiteren Abteilungen und medizinischem Gerät, bis zum bitteren Ende im Dezember 2021. Zusätzlicher Nackenschlag für den Standort Marktheidenfeld: Die Streichung des vorgesehenen medizinischen Stützpunktes. Auch die Geriatrie wird nach Lohr verlegt. Für die dortige Unterbringung in Containern investiert der Landkreis mehr als 6 Millionen Euro.
Die Stadt Marktheidenfeld wird mit einem „Baumhof-Quartier“ am Standort des bisherigen Krankenhauses überrascht, an dessen Planung und Konzeption sie nicht beteiligt war. Investitionen in die medizinische Versorgung der Bevölkerung sind in diesem Konzept nicht vorgesehen. Stattdessen soll nun die Stadt für ein „ambulantes Zentrum, das dem Klinikum zuarbeitet“, in die Pflicht genommen werden. Dafür bringt die Kreis-CSU - mit Unterstützung aus dem Landratsamt -zentrale innerstädtische Flächen ins Spiel. Und so wird die Stadt in die Verantwortung gedrängt, von der sich der Landkreis verabschiedet hat.
So wünschenswert die Etablierung eines Ärztehauses und die damit verbundene Stärkung der örtlichen Gesundheitsversorgung auch sein mögen, an erster Stelle steht der Einblick in die Rahmenbedingungen eines solches Projektes und das dahinterstehende Konzept. Auch ein Ärztehaus ist letztlich ein Wirtschaftsobjekt mit privaten Investoren. Dass die Stadt Marktheidenfeld hier inzwischen vorsichtig ist, dürfte nach ihren Erfahrungen mit Investoren nachvollziehbar sein.
Unbedingt für erforderlich halten wir zudem die Einbeziehung der örtlichen Ärzteschaft, der Apotheken und sonstigen medizinischen Einrichtungen. Wer, wenn nicht diese, kann die Situation der Gesundheitsversorgung in unserer Stadt angemessen beurteilen? Politische Entscheidungsträger, Investoren und die örtlichen Akteure des Gesundheitswesens sollten zum allgemeinen Wohl an einem Strang ziehen.
Schnellschüsse ohne Prüfung von Alternativen und das Vonsichweisen einer weitergehenden Verantwortung wären der falsche Weg.