Leserbrief von proMAR Vorstand Hans-Adam Stangl zum Thema Klinikum Main-Spessart
Die jüngsten Berichterstattungen zum Thema Klinikum Main-Spessart zeigen deutlich auf, dass der Landkreis Main-Spessart nach wie vor durch sehr schwieriges Fahrwasser gesteuert werden muss. Aus Sorge um vollends in den am Horizont aufziehenden Sturm zu geraten, ziehen nunmehr einige Kreispolitiker einen Plan „B“ in Erwägung – das ist durchaus verständlich. Dunkle Wolken am Finanzhimmel verheißen schließlich nichts Gutes und ein vermeintlicher „Masterplan“ kann schnell ins Desaster führen.
Was passiert, wenn der geplante Neubau des Zentralklinikums finanziell und zeitlich vollkommen in Schieflage zu geraten droht und nach dessen Fertigstellung dann auch noch die Patienten fehlen, weil sie sich bereits heute umorientiert haben? Die medizinische Betreuung ist schließlich auch Vertrauenssache. Was wird dann aus den angedachten Schulsanierungen in Marktheidenfeld? Dauert deren Realisierung dann ebenso lange wie das längst versprochene Nachnutzungskonzept für das Marktheidenfelder Krankenhaus? „Sankt Nimmerlein“ lässt grüßen, denn der Landkreis ist ja bereits heute schon hoch verschuldet.
Die CSU-Kreispolitiker haben mit Ihrer letzten Pressemitteilung die Katze aus dem Sack gelassen. Spätestens jetzt muss auch dem letzten Wähler aus dem Altlandkreis Marktheidenfeld, der dort vor einem Jahr sein Kreuz gemacht hat, die Augen aufgegangen sein, was diese Politakteure vor haben. Doch der Reihe nach...
In der Kreistagssitzung Ende Februar erinnerte der Fraktionsvorsitzende Walter Höfling daran „zur angemessenen Wahrnehmung der Bauherrenaufgaben des Landkreises, beim Neubau eines zentralen Klinikgebäudes in Lohr einen Kümmerer zu bestellen“. Damit verpasst er „seiner“ Landrätin und Parteikollegin eine schallende Ohrfeige. Ist Frau Sitter demnach nicht in der Lage, mit Unterstützung des Landratsamtes ein solches Projekt, was im Übrigen absolute Chefsache sein muss, zu begleiten und erfolgreich zu gestalten? Ist das nicht auch ein Tritt ans Schienbein von Herrn Bostelaar und seiner Klinikverwaltung? Wir brauchen also auch hier wieder „Projektsteuerer“ und externe Berater. Honorarkosten spielen überhaupt keine Rolle. Die für das Pflegekompetenzzentrum zugesagten 200.000 € Fördergelder sollen in ebensolchen Kanälen versickern, wie kürzlich zu lesen war. Na Bravo!
Jetzt tritt auch noch der Kreisvorsitzende Schwab auf den Plan und fabuliert über die verworfene Generalsanierung des bestehenden Klinikums in Lohr. „Diese umfangreichen Sanierungsmaßnahmen sollten bei laufendem Betrieb durchgeführt werden. Für die Belegung des Hauses wäre das vermutlich desaströs geworden. Wer geht als kranker Mensch schon in eine Baustelle?“ stellt er in den Raum. Aber genau dies hatte sowohl in Marktheidenfeld, als auch in Karlstadt in der Vergangenheit funktioniert. Warum soll das nun nicht mehr gehen?
Ferner weiß er zu berichten, dass im neuen Zentralklinikum Einzel- und Doppelzimmer mit eigener Nasszelle für die Patienten geplant sind und dass im bestehenden Gebäude in Lohr teilweise Dreibettzimmer ohne eigene Nasszelle vorhanden sind. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Herr Schwab das bereits generalsanierte Krankenhaus in Marktheidenfeld (noch) nicht richtig kennt. Dort ist bereits heute alles das vorhanden, was man in Lohr neu bauen will. Und Platz für mögliche Erweiterungen gibt es in Marktheidenfeld gratis dazu.
Die Verblendung geht aber noch weiter:
„Eine Reaktivierung des Standorts Marktheidenfeld ist utopisch“ heißt es. Was aber ist aus der Beschlusslage geworden, in Marktheidenfeld einen medizinischen Stützpunkt zu errichten? Wenn hier gefasste Kreistagsbeschlüsse weiter hartnäckig ignoriert oder gar unterlaufen werden, ist es nicht mehr weit, bis unserer Frau Landrätin eine Dienstaufsichtsbeschwerde ins Haus flattern wird.
Marktheidenfeld wurde und wird schlecht geredet. An dieser Stelle sei nochmals daran erinnert dass es in den Nachbarlandkreisen ganz anders läuft. Im unweit entfernten Hardheim wird sehr erfolgreich ein kleines Krankenhaus betrieben und in Bad Königshofen wurde Anfang des Jahres ein MVZ in Betrieb genommen.
Es erhärtet sich der Eindruck, dass die verantwortlichen Damen und Herren von der CSU im Wirtschaftskundeunterricht wohl nicht aufgepasst haben und offenbaren gleichzeitig, dass sie noch nie in der freien Wirtschaft gearbeitet haben. Ein Krankenhaus und weiterführende Schulen sind ein wesentlicher Standortfaktor. Wer dies ignoriert, hat auf lange Sicht die Weichen falsch gestellt und den Landkreis nur „neu gedacht“, wie im Wahlkampf unlängst angekündigt wurde. Man muss aber auch weiter denken: Irgendwann wird dann die Melkkuh Marktheidenfeld den Landkreis Main-Spessart nicht mehr so alimentieren können, wie es in der Vergangenheit möglich war. Dann wird es für alle unbequem.
Um hier abschließend auf das eingangs verwendete Bild des Schiffes in schwerer See zurückzukommen: Leider scheint die Kommandobrücke verwaist zu sein – weit und breit sind nur Leichtmatrosen zu sehen die lediglich gelernt haben nach schimmernden „Leuchtturmprojekten“ zu navigieren. Was wir jetzt aber brauchen, sind mutige, weitsichtige Gestalter mit Tiefgang und keine „Mangel-Verwalter“. Hat unsere große bayerische Volkspartei keine echten Protagonisten mit denen richtig „Staat“ zu machen ist? Wenn es so weitergeht, dann droht dem Landkreis Main-Spessart bald schwere Schlagseite.